Premiere: 29. September 2012
Sommer 1974. Fußball-Weltmeisterschaft. Im Fernsehen läuft das Vorrundenspiel der BRD gegen Chile. Gar nichts, vor allem beim weiblichen Geschlecht, läuft dagegen bei Künstler Hans-Helge, der zur
Empörung von Feministin Heidrun (»Wir müssen zurück zur Frauen-WG!«) eine Aktzeichnung von der dauerzugedröhnten und höchst attraktiven Kunststudentin Sabine angefertigt hat. Weniger für das
Spiel als für die politische Situation in Chile interessiert sich Kfz-Mechaniker und DKP-Mitglied Carlo, der darauf hofft, dass seine Genossen im Stadion ein Transparent mit der Aufschrift
»Stadion Berlin: Fußball. Stadion Chile: Folter!« fernsehgerecht platzieren können. Mehr noch aber interessiert er sich dafür, dass ihm der fußballverrückte Jochen, der soeben sein
Medizinstudium
beendet hat, ein paar »Pillen« besorgt. Und eigentlich sollte ja heute auch noch Plenum sein.
In seinem neuesten Stück reflektiert der gebürtige Göttinger Autor John von Düffel drei Jahrzehnte bundesrepublikanischer Geschichte im Spiegel dreier Fußball-Weltmeisterschaften (1974, 1990,
2006). In drei Stationen, von den frühen 70er Jahren über die Zeit der Wiedervereinigung bis hin ins 21. Jahrhundert, erleben wir die unterschiedlichen Lebenswege der vom Autor mit großer
Liebenswürdigkeit gezeichneten WG-Bewohner und sehen, was geblieben ist von den ideologischen Aufbrüchen der 68er-Generation auf ihrem Weg in die gesellschaftliche Mitte.
Erich Sidler inszenierte nach seinem Regiestudium und seiner Assistenzzeit am Staatsschauspiel Hannover unter anderem am Schauspiel Essen, Nationaltheater Mannheim, Maxim Gorki Theater Berlin, Thalia Theater Hamburg, Theater Basel, Staatstheater Saarbrücken und Staatstheater Stuttgart, wo er unter Friedrich Schirmer Hausregisseur war. Seit 2007 ist Erich Sidler Leiter der Sparte Schauspiel am Stadttheater Bern. Vor allem mit seinen zahlreichen Inszenierungen von Ur- und Erstaufführungen konnte er große Erfolge verzeichnen. So wurden Inszenierungen von ihm zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater in Berlin, zu den Theatertagen Mühlheim und zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen.