AMPHITRYON

von Heinrich von Kleist

mit Gerd Zink  Foto: Isabel Winarsch
mit Gerd Zink Foto: Isabel Winarsch

 

Premiere: 12. Dezember 2009

Inszenierung > Jasper Brandis
Dramaturgie > Lutz Keßler
Ausstattung > Monika Rupprecht
mit > Katharina Heyer, Jan Pröhl, Anja Schreiber, Florian Eppinger, Paul Wenning, Gerd Zink

Was bleibt, wenn einem alles genommen wird, wenn selbst das Ich abhanden kommt? Feldherr Amphitryon hat den Krieg gegen die Athener gewonnen. Sein Gefährte Sosias soll Alkmene mit der Nachricht dieses Erfolges auf die Rückkehr ihres Gatten vorbereiten. Im nächtlichen Dunkel jedoch begegnet Sosias sich selbst, das heißt: dem Gott Merkur, der aussieht wie Sosias, und der ihn davon überzeugt, nicht er selbst zu sein, und ihm seine Identität stiehlt.

Zuhause angekommen muss auch Amphitryon erfahren, dass er bereits da war. Alkmene höchstpersönlich erzählt ihm von der traumhaften Liebesnacht, die er gestern angeblich mit ihr verbracht habe. So ringt er, betrogen von sich selbst, um Selbstgewissheit. Auch Alkmene gerät über den tragischen Zweifel, mit welchem Mann sie die Nacht verbrauchte, in existentielle Nöte. Hin und her gerissen zwischen Ver- und Misstrauen, was die Unfehlbarkeit des inneren Gefühls anbelangt, kämpft Alkmene um die Liebe und um Amphitryon. Wie im Blindflug agieren die Menschen in diesem Stück, da Ihnen jedes Koordinatensystem für wahr und falsch – selbst das der eigenen Gefühle – genommen wurde.

 

 

Gerd Zinck, Jan Pröhl, Katharina Heyer, Anja Schreiber Katharina Heyer, Florian Eppinger, Jan Pröhl Florian Eppinger
Katharina Heyer, Paul Wenning, Florian Eppinger Gerd Zinck, Jan Pröhl Florian Eppinger, Katharina Heyer
Jan Pröhl, Katharina Heyer Gerd Zinck, Katharina Heyer, Jan Pröhl Gerd Zinck, Jan Pröhl
Katharina Heyer, Gerd Zinck, Jan Pröhl, Anja Schreiber Gerd Zinck, Katharina Schreiber Jan Pröhl, Paul Wenning (im Hintergrund)
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Pressestimmen

Im Großen Haus des Deutschen Theaters in Göttingen hat Regisseur Jasper Brandis Heinrich von Kleists „Amphitryon“ als eine Suche nach dem verlorenen Ich inszeniert. (...) Das Bühnenbild von Monika Rupprecht - es besteht nur aus einem Turm - ist gewollt karg. Umso bühnenfüllender ist das Spiel der Schauspieler.

Ein Stück um das innere Ringen mit langen Satzpassagen, dann wieder Wortabbrüchen, könnte ermüden. Tut es aber nicht. Denn die unglaubliche Präsenz der Spieler umschifft diese Gefahr.
Katharina Heyers Alkmene verzweifelt ob der Frage, mit wem sie eigentlich die Nacht verbracht hat. Ihr Schreien und ihre Tränen berühren dabei ungemein. Pröhls hochroter Kopf, sein „Außer sich sein“ ist komisch und erschreckend zugleich. Und Eppinger verkörpert den eitlen Gott, der nicht nur angebetet, sondern auch um seiner selbst Willen geliebt werden will, überzeugend. Wobei jeglicher Pathos der Götterwelt durch die Ausstattung - ein ordinärer Zollstock wird eben mal zum Donnerkeil erklärt - und durch Wennings komisches Auftreten als mehr genervter, denn sakrosankter Götterbote eliminiert werden. Großartig auch Zinck als Sosias, der die Mischung aus Frechheit und Unterwürfigkeit kongenial spielt.
Regisseur Brandis und Dramaturg Lutz Keßler zeigen eine Inszenierung, in der Menschen an den Rand des Nervenzusammenbruchs getrieben werden. Und in der die tragischen Momente lustig, und die lustigen tragisch sind. Am Ende bleibt nur das resignierte „Ach“ von Alkmene.

Göttinger Tageblatt

Was brauche ich, um Ich zu sein? Woran erkennen mich andere? Heinrich von Kleists gleißend schöner Text darf in Brandis' Inszenierung funkeln, wird nicht von Regie-Schnickschnack übertüncht oder von der Ausstattung erschlagen. (...)
Dass hier ein Schauspiel aufgeführt wird, ist den Figuren im Scheinwerferlicht jederzeit bewusst - auch hier lauter Ich-Konstruktionen. Großartig hintergründig gemacht. Bei allem Ernst wird in den zwei Lustspiel-Stunden viel gelacht.

HNA