Premiere: 9. April 2011
Anlässlich von Thomas Bernhards 80. Geburtstag begibt sich das DT auf eine außergewöhnliche Tour durch die urigsten Kneipensäle des Landkreises Göttingen.
Wie wäre es, wenn einmal nicht die Zuschauer ins Theater, sondern das Theater zu den Zuschauern käme? Diese Anregung des Landrates des Landkreis Göttingen Reinhard Schermann traf bei Mark
Zurmühle, dem Intendanten des Deutschen Theaters in Göttingen, auf offene Ohren. Und Chefdramaturg Lutz Keßler hatte auch das passende Stück parat: Thomas Bernhards Komödie DER THEATERMACHER. In
diesem zieht der Staatsschauspieler Bruscon mit seiner Theatertruppe, die aus seiner indisponierten Frau und seinen beiden talentfreien Kindern besteht von Dorf zu Dorf, um schließlich im
280-Seelenörtchen Utzbach zu landen. Hier, im heruntergekommenen Tanzsaal der Gaststätte „Schwarzer Hirsch“, will Bruscon sein selbstverfasstes Jahrhundertstück DAS RAD DER GESCHICHTE über die
Welthistorie zur Aufführung bringen. Doch die Dinge stehen in Utzbach nicht zum Besten. Der Saal ist stickig und feucht aber das Öffnen der Fenster trüge statt frischer Luft, lediglich den Geruch
der örtlichen Schweinemastanlagen herein. Ferner fällt der Tag der Vorstellung ausgerechnet auf den Blutwursttag, was möglicherweise die Zuschauer vom Theaterbesuch abhalten könnte. Und auch das
größte Problem ist noch nicht gelöst, nämlich, ob der örtliche Feuerwehrmann die Genehmigung zur Löschung des Notlichts erteilen wird, denn, so Bruscon, „wenn es am Ende nicht fünf Minuten
absolut finster ist, ist mein Theaterstück vernichtet.“
Wie Bruscon im Stück wird das Deutsche Theater in Göttingen nun von „Dorf zu Dorf“ ziehen, d.h. sich auf eine Tour durch den Landkreis Göttingen begeben und seine Inszenierung von Thomas
Bernhards DER THEATERMACHER an authentischen Orten zeigen. Also in eben jenen alten Tanz- und Festsälen wie man sie leider immer seltener findet. Im Zentrum dieser Aufführungen soll jedoch nicht
nur das Theatererlebnis stehen, sondern auch der Dialog mit den Zuschauern. In gemütlicher Atmosphäre soll im Anschluss an die Vorstellungen über den Stellenwert der Kultur im Allgemeinen und den
des Theaters im Besonderen gesprochen werden, gewissermaßen Theater zum Anfassen. Und als besondere Überraschung darf in jeder Vorstellung ein Einwohner aus dem jeweiligen Aufführungsort im
Rahmen eines kleinen Gastauftritts sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellen.