Premiere: 6. April 2013
Für ne bulgarische oder rumänische Frau sind dreißig Euro viel Geld. Für mich nicht, ne? Also ich brauch mich nicht drüber aufregen, dass es den Schweinen schlecht geht, wenn ich nicht bereit bin, fürs Kilo Kotelett dann auch zehn Euro zu bezahlen, ne? Dann
muss ich einfach meinen Mund halten. Und wenn ich als Kunde an ner Sexworkerin ne Dienstleistung in Anspruch nehme für dreißig Euro ohne Kondom, dann darf ich mich auch nicht drüber aufregen. Die Leute wissen nichts mehr zu schätzen. Wollen alles auf lau und das geht halt nicht, ne?
In Deutschland nehmen pro Tag etwa 1,2 Millionen Männer die Dienste von Prostituierten in Anspruch. Der Jahresumsatz im Sexgewerbe beträgt nach Angaben der Gewerkschaft Verdi etwa 15
Milliarden Euro jährlich. Die Bundesregierung schätzt die Zahl
der Sexarbeiterinnen auf rund 400.000 – weit über die Hälfte dieser Frauen sind Migrantinnen. Warum üben Frauen diesen Beruf aus? Wie erleben sie ihren Berufsalltag? Welche gesellschaftliche
Funktion erfüllt diese Branche? Die Prostituierten werden in ihren Begegnungen Mitwisserinnen von intimsten Wünschen, Bedürfnissen und Problemen. Sie selbst bezeichnen ihre Arbeit häufig als
therapeutisch und werden andererseits gebucht, weil sie sich »so schön fremd« anfühlen.
Die dokumentarisch-musikalische Milieustudie untersucht unter der Regie von Julia Roesler und der musikalischen Leitung von Insa Rudolph eine moderne Dienstleistungsbranche, die zugleich als
»das älteste Gewerbe der Welt« gilt. Basierend auf Interviews mit
Prostituierten aus ganz Deutschland ist ein Theatertext entstanden, der das Berufsleben im Zwielicht beleuchtet und Widersprüche zulässt und erzählt.
In Kooperation mit dem Studiengang Schauspiel der HMTM Hannover